Diplomarbeit Skalierbare Hochverfügbarkeitslösungen mit Lastverteilung für E-Commerce Sites Mai 2000
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2.3 Routingprotokolle
Router kommunizieren über ein Routing-Protokoll und tauschen dabei Informationen über die sie umgebenden Netze miteinander aus. Aus diesen Informationen erstellt dann das Routing-Protokoll für jeden Router eine Routing-Tabelle. Router treffen Wegewahlentscheidung aufgrund ihrer Routing-Tabellen.
2.3.1 Übersicht der Routingprotokoll-Typen
Routingprotokolle unterteilen sich in Interior Gateway Protocols (IGP) und Exterior Gateway Protocols (EGP).
Ein IGP-Protokoll wird innerhalb einer Routergruppe mit einheitlicher technischer und administrativer Kontrolle genutzt. Dieser Bereich, z.B. das Netzwerk eines ISPs, wird auch Autonomes System (AS) genannt. Jedes Autonome System hat eine einmalige Identifikationsnummer; zur Zeit sind im Internet 15017 Autonome Systeme definiert.60 Ein EGP wird benötigt, um Daten und Routing-Informationen zwischen zwei oder mehr Autonomen Systemen auszutauschen (siehe Abb. 2.16).


Abbildung 2.16 : Verknüpfung autonomer Systeme

Die Auswahl der Routen wird anhand verschiedener Algorithmen vorgenommen. Bei einem Distance Vector Algorithmus ist der Zustand eines Netzes nicht von Interesse, lediglich die Entfernung zwischen zwei Stationen. Dabei wird die Anzahl der Zwischenstationen als Berechnungsgrundlage herangezogen, so dass der Weg mit der geringsten Anzahl an Zwischenstationen als Route ausgewählt wird (siehe Kap. 2.3.2). Mit einem Link State Algorithmus wird ein Abbild des Netzes erstellt, dabei werden den Verbindungen zwischen den Stationen Kostenwerte zugeordnet, so dass der Weg mit den geringsten akkumulierten Kostenwerten als Route ausgewählt werden kann (siehe Kap. 2.3.3).
Die Verteilung der Routing-Protokolle ist in Abb. 2.17 dargestellt. In den folgenden drei Kapiteln werden die verbreitesten Protokolle RIP, OSPF und BGP 4 näher erläutert. Aufgrund seiner großen Ähnlichkeit mit OSPF wird dabei das Intermediate-System to Intermediate-System Protokoll (IS-IS) nicht weiter behandelt. Es existiert noch ein Protokoll mit dem Namen EGP, nicht zu verwechseln mit der Protokollgruppe EGP. Dieses Protokoll ist jedoch veraltet und durch BGP 4 ersetzt worden.


Abbildung 2.17 : Übersicht der Routing-Protokolle

An dieser Stelle seien noch Static Routes und Default Routes erwähnt. Bei ihnen handelt es sich um fest eingestellte Routen, welche nur von Hand verändert werden können.
Static Routes sind voreingestellte Routen in der Routing-Tabelle mit einer absoluten IP-Adresse. Sie werden gegenüber Routing-Protokollen bevorzugt behandelt und zeigen immer auf die nächste Station, mit der eine bekannte Ziel-IP-Adresse erreicht werden kann (Next-Hop).
Mit Default Route ist eine Route zu allen Netzen durch den Eintrag 0.0.0.0 gekennzeichnet, um den Pfad z.B. ins Internet zu beschreiben. Sie wird nur gewählt, wenn keine genaue Route zum Ziel-IP-Netzwerk bekannt ist. Ein Default Gateway ist das auf einem PC einstellbare Äquivalent zu einer Default Route.



60vgl. <22>
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