Diplomarbeit Skalierbare Hochverfügbarkeitslösungen mit Lastverteilung für E-Commerce Sites Mai 2000
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2.3.4 BGP - Border Gateway Protocol
Beim Border Gateway Protocol (BGP) handelt es sich um ein Exterior Gateway Protocol (EGP), oder auch Inter Domain Routing Protocol genannt. Im gesamten Internet wird BGP Version 4 (BGP4) benutzt.75
Mit Hilfe von BGP 4 werden Autonome Systeme miteinander verbunden, wie in Abb. 2.20 dargestellt. Miteinander verbundene BGP4-Router teilen sich dabei mit Hilfe des TCP-Protokolls gegenseitig mit, welche IP-Prefixes über ihr zugehöriges AS erreicht werden können. Dabei werden auch die Prefixes mitgeteilt, die von anderen AS gelernt wurden. Jeder BGP4-Router eines AS kann dann anhand dieser gelernten Informationen entscheiden, an welches benachbarte AS er ein IP-Paket weiterleiten muß, damit es das AS erreicht, innerhalb dessen das Ziel-IP-Netz zu finden ist. Hat ein IP-Paket erst einmal dieses AS erreicht, wird es dann vom jeweiligen IGP-Protokoll an das Ziel-IP-Netz weitergeleitet.


Abbildung 2.20 : Verbindung Autonomer Systeme mit BGP 4

Wenn zwei Router (BGP Peers) eine Verbindung zum Austausch dynamischer Routing-Informationen aufbauen (BGP Session), benutzen sie dazu TCP. Nachdem eine TCP- Session aufgebaut wurde, können vier verschiedene BGP-Nachrichtentypen versandt werden:76

Ein BGP-Router speichert Routing-Informationen in einer Routing Information Base (RIB). Es existieren drei verschiedene RIB-Variationen. Alle Prefixes, die von einem bestimmten BGP-Peer gelernt wurden, werden in einer eigenen RIB gespeichert, genannt Adj-RIB-In. Es kommt jedoch vor, dass ein bestimmter Prefix in mehreren Adj-RIB-In vorhanden ist, da er von mehreren BGP-Peers gelernt wurde. Die Route, die BGP auswählt, um diesen Prefix zu erreichen, wird in einer Loc-RIB gespeichert. Routen, die an andere BGP-Peers weitergegeben werden, sind in einer Adj-RIB-Out abgelegt. Dabei existiert für jeden Nachbar-BGP-Peer eine eigene Adj-RIB-Out.
Routing-Informationen sind bei BGP mit Attributen versehen, anhand derer die Routing-Entscheidungen hauptsächlich getroffen werden. Im folgenden sind die wichtigsten Attribute aufgeführt:78

BGP-Informationen müssen auch innerhalb eines Autonomen Systems an andere Router weitergegeben werden. Da BGP die Bildung von Loops durch die Auswertung der AS-Nummern verhindert, dies jedoch innerhalb eines Autonomen Systems nicht möglich ist, wird in Autonomen Systemen Internal-BGP (I-BGP) eingesetzt. Der Unterschied zwischen I-BGP und dem normalen BGP, in diesem Zusammenhang mit External-BGP (E-BGP) bezeichnet, besteht darin, dass bei I-BGP Routing-Informationen, die von einem BGP-Peer innerhalb des AS gelernt wurden, nicht an andere BGP-Peers in diesem AS weitergegeben werden dürfen. Deswegen muß jeder BGP-Peer zu jedem anderen BGP-Peer eine eigene BGP-Session aufbauen. Dadurch entsteht ein full mesh79 an I-BGP-Sessions. Die I-BGP-Peers müssen dabei nicht physikalisch, sondern nur logisch miteinander verbunden sein.

Tiefergehende Anwendungsmöglichkeiten von BGP werden in Kap. 3.5 erläutert.



75vgl. <30>
76vgl. [12], S. 34
77vgl. Kap. 2.1.3.3
78vgl. [12], S. 44
79eng.: volles Netz, d.h. jeder ist mit jedem verbunden
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