Diplomarbeit Skalierbare Hochverfügbarkeitslösungen mit Lastverteilung für E-Commerce Sites Mai 2000
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3.2.3 Funktionsweise
Wenn mehrere VRRP-Router zur Verfügung stehen, handeln sie untereinander mit Multicast-Nachrichten aus, welcher von ihnen der aktive Router werden soll und betrachten dazu ihre Prioritätswerte. Jeder Router hat einen einstellbaren Prioritätswert zwischen 1 bis 255. Der Router mit dem höchsten Wert wird aktiv, woraufhin er seine Priorität auf 255 erhöht.116 In der Folgezeit sendet der aktive VRRP-Router standardmäßig jede Sekunde eine Multicast-Nachricht an die anderen Router. Wenn diese Nachricht zu lange ausbleibt, z.B. aufgrund eines Defekts, handeln die anderen Router, die bisher im Standby-Modus waren, untereinander aus, welcher von ihnen die Rolle des aktiven Routers übernimmt.
Die Router im Standby-Modus sind allerdings nur inaktiv bei Paketen, die an den virtuellen Router adressiert sind. Jeder Port eines Standby-Routers verfügt immer noch über seine eigene MAC- und IP-Adresse. Pakete, die direkt an einen Port eines Standby-Routers adressiert sind, werden vom Standby-Router genauso behandelt, als wenn er ein normaler Router wäre. Dies ist notwendig, da ein virtueller Router immer nur für ein Netzsegment definiert ist. So kann z.B. in Abb. 3.6 von PC2 ein Paket nicht an den virtuellen Router, sondern nur an Router A oder Router B gesendet werden. Ein Paket an den Router B wird von diesem normal weitergeleitet, da er sich nur für Pakete an den virtuellen Router im Standby-Modus befindet. Es besteht allerdings bei den meisten Routern die Möglichkeit, für jedes Interface einen oder mehrere virtuelle Router zu definieren.
Es können auch mehrere virtuelle Router für ein Netzsegment definiert werden. Dies hat den Vorteil, das dadurch die Netzwerklast auf mehrere Router verteilt werden kann. In Abb. 3.7 ist so eine Situation dargestellt. Die eine Hälfte der PCs hat den virtuellen Router 1 als Default Router eingestellt, die andere Hälfte den virtuellen Router 2. Die virtuellen Router werden dabei durch ihre VRID117-Nummer unterschieden. Für den virtuellen Router 1 ist der Router A aktiv und der Router B auf Standby, beim virtuellen Router 2 ist es genau umgekehrt. Dadurch wird volle Redundanz bei gleichzeitigem Load Balancing gewährleistet.118


Abbildung 3.7 : Load Balancing durch mehrere virtuelle Router



116vgl. <45>; Kap. 5.3.4
117Virtual Router Identifier
118vgl. <45>, Kap. 4.2; <47>, S. 9-6
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