Diplomarbeit Skalierbare
Hochverfügbarkeitslösungen mit Lastverteilung für
E-Commerce Sites Mai 2000
2.1.2 Token Ring, FDDI, ATM
Die in diesem Abschnitt erläuterten gängigen Protokolle
werden bei den Lösungsansätzen in Kapitel 4 nicht verwendet,
sind aber hier der Vollständigkeit halber angeführt.
2.1.2.1 Token Ring
Das Token Ring-Verfahren wurde 1985 von IBM vorgestellt. Ziel von IBM
war es, ein preiswertes und leicht auszubauendes Netzwerk
bereitzustellen. Ursprünglich wurde es in der reinen IBM-Umgebung
mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 4 Mbit/s betrieben. Seit
1991 wird Token Ring auch mit 16 Mbit/s und in Nicht-IBM Umgebungen
eingesetzt und entspricht dem IEEE 802.5-Standard. Der Zugriff der
Stationen auf den gemeinsamen Ring wird durch das Token
Passing-Verfahren gesteuert. Dieses Verfahren regelt die wichtigsten
Systemabläufe innerhalb des Token Rings. Die Übertragung der
Daten im Ring wird unidirektional vorgenommen. Da es sich bei Token
Ring um ein Single-Token-Verfahren handelt, befindet sich auch nur ein
Token auf dem Ring. Jede am Ring angeschlossene Station regeneriert
ankommende Signale und arbeitet dadurch als Verstärker.
Token Ring-Pakete werden nach IEEE 802.5 bei einer
Übertragungsgeschwindigkeit von 4 Mbit/s bis zu einer maximalen
Länge von 4.500 Byte und bei einer Übertragungsrate von 16
Mbit/s bis 17.900 Byte unterstützt. In einem Token Ring
können 260 Stationen betrieben werden.
In Deutschland befinden sich die meisten Token Ring-Installationen bei
Banken und Versicherungen. IBM hat hier in der Vergangenheit durch die
Bindung an Großrechnersysteme und SNA viele Kunden jahrelang mit
dieser Technologie versorgt. Heute steht Token Ring am Abgrund des
Netzwerkmarktes. High-Speed Token Ring und Gigabit Token Ring sollen
den Absturz aufhalten, jedoch würde diese Technologie strategisch
nur im Mittelstand mit AS/400 Umgebung eingesetzt werden, wo ATM im
Backbone und zu Servern noch keinen Sinn macht. Viele Unternehmen
migrieren daher jetzt zu Ethernet.
2.1.2.2 FDDI - Fiber Distributed Data Interface
FDDI ist ein LAN-Standard (X3T9.5), welcher vom American National
Standards Institute (ANSI) erarbeitet wurde. Um die Sicherheit im
Netzwerk zu erhöhen, wird ein gegenläufiger Doppelring
(Primär-, Sekundärring) aus Glasfaserkabeln verwendet.
Der Sekundärring wird entweder als Backupring oder als
zusätzlicher Datenring betrieben, wodurch der Datendurchsatz auf
200 Mbit/s gesteigert werden kann (Dual MAC-Betrieb).
Die maximale Ausdehnung des FDDI-Ringes kann 100 km erreichen. Bis zu
500 Endgeräte können mit diesem Ring verbunden werden. Dabei
darf die maximale Entfernung von zwei Endgeräten 2 km nicht
überschreiten.
FDDI wurde früher vorwiegend als Backbonetechnologie eingesetzt.
Server wurden dann zunehmend mit der Kupfervariante CDDI in das Netz
integriert. Heute existiert keine Weiterentwicklung des Standards zu
höheren Geschwindigkeiten mehr. Zudem ist diese Technologie
für den breiten Einsatz in geswitchten Umgebungen zu teuer.
FDDI-Netze werden heute durch ATM oder Gigabit-Ethernet Backbones
abgelöst.
2.1.2.3 ATM - Asynchronous Transfer Mode
Bei ATM handelt es sich um ein verbindungsorientiertes13
Protokoll, welches gleichermaßen für die Übertragung
von Sprache, Daten und anderen Diensten geeignet ist. So wird z.B. die
Sprachübertragung durch das Einhalten von maximalen
Verzögerungs- und Übertragungszeiten realisiert. Diese QoS14-Funktionalität
wird zur Zeit nur von ATM garantiert. Ermöglicht wird dies durch
die Übertragung im asynchronen Zeit-Multiplex-Verfahren, d.h. die
Datenströme werden nicht entsprechend ihrer Reihenfolge, sondern
entsprechend ihrer Priorität weitergeleitet.15
Um die Verzögerungs- und Übertragungszeiten möglichst
klein zu halten, werden bei ATM die Daten in Paketen fester
Größe, den sogenannten Zellen, transportiert (siehe Abb.
2.4). Bei konstanter Paketgröße kann zudem die Hardware auf
diese Größe hin optimiert werden.
Abbildung 2.4 : Aufbau einer ATM-Zelle16
ATM ist verbindungsorientiert, d.h. während bei traditionellen
Protokollen wie Ethernet und Token Ring eine sendende Station Daten in
das Netzwerk gibt, ohne über den Status des Empfängers
informiert zu sein, baut ATM vor der Datenübertragung eine
Verbindung zum Ziel auf. Diese Verbindung wird Virtual Connection
genannt.17
ATM wird in Zukunft vornehmlich in sehr großen Campusnetzwerken
eingesetzt werden, da hier eine flexible Vermaschung bei voller
Lastverteilung notwendig ist. Zudem ist ATM bestens geeignet, Token
Ring und Ethernet-Netze über ein gemeinsames Backbone miteinander
zu verbinden. Unerläßlich hierfür ist LANE.18
ATM bis zum Arbeitsplatz wird, wegen hoher Kosten und der Aufwendigkeit
der Implementation, in der nächsten Zeit keine große Rolle
spielen.
13Ethernet, Token Ring und FDDI sind
verbindungslos
14Quality of Service
15vgl. [4], S. 149; [6], S. 3
16aus: [4], S. 151
17vgl. [4], S. 152; <6>
18LAN Emulation