Diplomarbeit Skalierbare Hochverfügbarkeitslösungen mit Lastverteilung für E-Commerce Sites Mai 2000
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1. Einleitung

Im ersten Kapitel werden neben Hintergründen und dem Ziel der Diplomarbeit auch die Verwendung wichtiger Begriffe und der Aufbau der Quellenangaben erläutert.

1.1 Hintergrund und Problemstellung
Seit einiger Zeit nimmt die Zahl der Unternehmen und der Umfang, in dem diese das Internet geschäftlich nutzen, der sogenannte E-Commerce, dramatisch zu. Im Privatkundengeschäft, auch B2C1 genannt, wurden 1999 Umsätze von rund 20 Mrd. US-Dollar erzielt; für das Jahr 2004 wird eine Steigerung auf 185 Mrd. US-Dollar erwartet.
Diese Werte nehmen sich jedoch gering aus im Vergleich zu den Umsätzen, die im Handel zwischen Unternehmen, genannt B2B2 , erwartet werden. Es wird hierbei mit einer Steigerung der Umsätze von ca. 120 Mrd. US-Dollar im Jahr 1999 auf etwa 2,7 bis 7,3 Bill. US-Dollar gerechnet.3
Im Rahmen dieser Zunahme der Geschäftstätigkeit im Internet wird es für Unternehmen immer wichtiger, rund um die Uhr online zu sein. Eine Unterbrechung der Internetanbindung kann zu großen finanziellen Verlusten führen. So berechnet Dell Computers, ein hauptsächlich im Online-Verkauf tätiges Unternehmen, einen Verlust von 580.000 US-Dollar pro Stunde bei Ausfall der Internetanbindung.4
Einige Unternehmen wie ISPs, Online-Händler oder Online-Banken, sind zu 100 Prozent auf das Internet angewiesen. Wenn ein Kunde auf die Web-Seite eines E-Commerce-Unternehmens surft, welche aber aufgrund eines Ausfalls nicht verfügbar ist, wird er zur Konkurrenz überwechseln; diese ist schließlich nur einen Mausklick entfernt. Für Unternehmen ist also eine durchgehende Internetpräsens nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch im Interesse einer langfristigen Kundenbindung von großer Wichtigkeit.
Bei einem Unternehmensnetzwerk, welches für die Anbindung ans Internet benötigt wird, passieren die Daten verschiedene Punkte wie Server, Firewalls, Router, Standleitungen oder ISPs5; diese bilden allesamt Schwachstellen, da nur durch den Ausfall eines einzigen dieser Punkte die Internetanbindung zusammenbricht. Da sich der Ausfall von Komponenten leider nicht vermeiden läßt, ist es notwendig, diese redundant auszuführen. Dadurch kann trotz eines Ausfalles die Internetanbindung aufrecht erhalten werden. Das Konzept der redundanten Ausführung von Komponenten wird Hochverfügbarkeit oder High Availability genannt.
Um auch auf den nicht unüblichen Ausfall eines ISP vorbereitet zu sein, muß das unternehmenseigene Netzwerk gleichzeitig an zwei oder mehr ISPs angebunden sein. So sind z.B. die Internet-Sites von Microsoft und Ebay bei drei verschiedenen ISPs angebunden.6
Da aufgrund der Notwendigkeit von High Availability sämtliche kritischen Komponenten mindestens doppelt verfügbar sind, bietet es sich an, diese auch aktiv zu nutzen. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit der Internetanbindung verdoppelt, wodurch die Aufwertung der Komponenten bei steigendem Datenverkehr hinausgezögert werden kann. Die Verteilung des Datenverkehrs auf mehrere gleichwertige Komponenten wird Lastverteilung oder Load Balancing genannt.
Bei der Planung einer Netzwerktopologie muß auch die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens berücksichtigt werden. Bei einer Zunahme der E-Commerce Geschäftstätigkeit ist mit einem Anwachsen des Datenverkehrs zu rechnen, so dass einzelne Komponenten an ihre Leistungsgrenzen stoßen. Nötig ist also die Möglichkeit einer Anpassung der Netztopologie auf steigenden Datenverkehr, auch als Skalierung bezeichnet. Eine Skalierbarkeit ist durch den Einsatz von Load Balancing-Technologie jedoch grundsätzlich gegeben.
Load Balancing ist eine neuere Technologie, so dass zur Zeit keine einheitlichen Standards existieren. Die Geräte der verschiedenen Hersteller, die Load Balancing unterstützen, besitzen unterschiedliche Funktionalität. Dass sie untereinander nicht kompatibel sind, ist bei der Erstellung einer Topologie zu berücksichtigen.
Da die von den verschiedenen E-Commerce Unternehmen gestellten Anforderungen an eine Internetanbindung prinzipiell gleich sind, bietet es sich an, ein einheitliches Anbindungsmodell zu entwickeln, welches den von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlichen Netztopologien angepasst werden kann.


1Business to Consumer
2Business to Business
3aus: [1], S. 190-192
4aus: <1>
5Internet Service Provider
6Microsoft.com: C&W, Uunet, Sprint; Ebay.com: Exodus, Internap, Uunet; vgl. [2], S. 28-40
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